Was es mit der Grotte und der Müllerstochter von Lourdes auf sich hat, das erfährt man bald hier:
Franz Werfel berichtet über diese Ereignisse in seinem Buch "Das Lied von Bernadette" wie folgt:
Bernadette wendet den Blick zur nächsten Pappel, um zu erkennen, ob in der Höhe vielleicht doch irgendein Wind beschäftigt sei, der sich im Dornstrauch von Massabielle verfangen hat. …
Bernadette reibt die Augen, schließt sie, öffnet sie, schließt sie, öffnet sie, wohl zehnmal, und es bleibt trotzdem. Das Tageslicht ist bleiern nach wie vor. Nur in der spitzbogenförmigen Nische des Grottenfelsens verweilt ein tiefer Glanz, …. In dieser Neige eines wogenden Lichtes steht jemand, …. durchaus kein ungenaues Gespenst, …, sondern eine sehr junge Dame, fein und zierlich, sichtbar aus Fleisch und Blut, eher klein als groß, denn sie steht gelassen und ohne anzustoßen in dem engen Oval der Nische. …
Zuerst empfindet Bernadette einen kurzen zuckenden Schreck und dann eine lange Furcht. … Später löst sich diese Furcht in etwas auf, wofür dieses Kind Bernadette keinen Begriff hat. Am ehesten könnt es Trost heißen oder Tröstung. …
Es kommt ihr gar nicht der Gedanke, sie habe es hier mit etwas Himmlischem zu tun. Bernadette kniet nicht im Dämmer einer Kirche. Sie sitzt auf einem Steinblock. …
In der Lähmung ihres Entzückens besinnt sich Bernadette plötzlich, daß ihr Benehmen unstatthaft sei. Sie sitzt, und die Dame steht. ... Was tun?
… Damit ein verehrender Unterschied sei zwischen ihrer Haltung und der der Dame, kniet sie aufs Ufergeröll nieder, das Gesicht voll der Nische zugewandt.
Es geschieht nun längere Zeit nichts. … Bernadette möchte etwas sagen, … Aber darf sie es wagen zu sprechen, ehe die Dame gesprochen hat? Sie greift in ihren Beutel, sie zieht den Rosenkranz hervor. Etwas Besseres könnte sie nicht tun ...
Jetzt hält sie ihre dürftige, aus schwarzen Kügelchen gefädelte Gebetschnur der Dame aufmunternd entgegen. Diese scheint das schon längst erwartet zu haben. Wiederum lächelt und nickt sie und scheint sich über des Mädchens lobenswerten Einfall innig zu freuen.