Napoleon & die Grotte ...

Geschrieben am 12.06.2025
von Niki Haselsteiner


Was Napoleon III. mit der Grotte von Masabielle zu tun hat?  Das erfährt man im Detail bald hier ...


"Entweder sind die Ereignisse an der Grotte falsch, und dann werden sie von selbst verschwinden, oder sie sind wahr, und dann wird nichts den Lauf der Ereignisse aufhalten." - Napoléon III.


Franz Werfel zeichnet das Gespräch von Kaiser Napoleon III. und seiner Gattin Eugenie nach: 


Louis Napoleon …findet seine Frau in Tränen aufgelöst am Bettchen Loulous, der recht gleichgültig mit roten Wangen und glänzenden Augen daliegt. …

»Das ist die Diphtheritis, die echte häutige Bräune«, stöhnt Eugénie.

… Der Kaiser, sehr fahl im Gesicht, tritt näher: »Du solltest wirklich schlafen gehen, Teuerste«, sagt er zärtlich …

»Nein, Maman soll nicht schlafen gehn. Maman soll bei mir bleiben!« Eugénie wendet ihr leidenschaftlich verweintes Gesicht zum Kaiser empor: »Oh, Louis, du darfst mir meine Bitte nicht abschlagen«, ruft sie. »Bruat hat eine Flasche Quellwasser von Lourdes mitgebracht. Wir werden Loulou ein Glas davon geben ...«

»Muß das sein, Liebste?« sagt der Kaiser, unangenehm berührt. »Es muß sein, Louis. Sehr viele Menschen sind schon geheilt worden durch dieses Wasser. Ein zweijähriges Kind wie Loulou ist geheilt worden, vom einen Augenblick zum andern ...«

»Darüber weiß man nichts Bestimmtes, Liebste.« »Wer nur eine Spur von Glauben in sich hat, weiß es, Louis.« Der Kaiser kann seine Betroffenheit kaum verbergen.

»Wenn andre sich lächerlich machen, mein Kind, wir sollten es nicht tun, wir dürfen es nicht ...« »Für das Leben meines Kindes mach ich mich gern lächerlich, Louis.«

Der alte Arzt zwinkert dem Kaiser bedeutsam zu: »Dieses Wasser ist völlig harmlos. Wenn Madame es so sehr wünscht, so kann man's dem Prinzen ruhig einflößen ...« Auf diesen Vorschlag eines geeichten Mediziners muss der Kaiser den Rückzug ergreifen: »Ich möchte nur«, sagt er zögernd, »das man's nicht an die große Glocke hängt.«

Da aber flammt Eugénie auf: »Das wär nicht nobel. Das wär niedrig undankbar, Louis. Wie soll die Quelle helfen, wenn man sie schon vorher verleugnet. Im Gegenteil! Ich gelobe hier vor Gott und Menschen, daß ich mich bekennen werde zur Quelle und zur Allerseligsten Jungfrau von Lourdes, wenn sie mein Kind rettet!«

… Am übernächsten Morgen erscheint die Kaiserin persönlich im Schlafzimmer des Kaisers, um zu melden, daß Loulou völlig fieberfrei ist: »Die Quelle von Massabielle hat geholfen, Louis.«